Warum werden viele Versicherungsverträge jedes Jahr teurer: Teil 2 - Preiserhöhungen in der Krankenversicherung

Gefühlt jedes Jahr werden verschiedene Versicherungsverträge etwas teurer. Ist das normal? Welche Gründe gibt es dafür? Macht ein Wechsel der Versicherung Sinn?

Wir machen hierzu eine kleine Serie und erklären die Hintergründe zum Thema Beitragserhöhungen bei Versicherungen.

Ist eine Preiserhöhung in der Krankenversicherung normal?

Alle Krankenversicherungen werden im Laufe der Jahre teurer.

Der Höchstbeitrag in der gesetzlichen Krankenkasse lag in Deutschland im Jahr 1980 bei ungefähr 180 Euro pro Monat.
Im Jahr 2022 beträgt der Höchstsatz etwa 930 Euro pro Monat.

An diesem Beispiel sieht man eindeutig, dass der Beitragsanstieg in der Krankenversicherung im Laufe der Jahre deutlich ausfällt.
Ähnliche Preiserhöhungen gibt es genauso in der privaten Krankenversicherung.

Welche Gründe gibt es für diese Beitragserhöhungen in der Krankenversicherung?

In Kurzform könnte man den Hauptauslöser medizinische Inflation nennen.

Medizinische Inflation

  • Die Behandlungskosten steigen, die Kosten für medizinische Verfahren werden teurer. Es gibt immer neuere modernere (und oft bessere) Behandlungsmöglichkeiten und bessere Medikamente. Alle diese Punkte führen zu Kostensteigerungen im Gesundheitswesen und damit zu Beitragssteigerungen in der Krankenversicherung.
  • Die Menschen in Deutschland leben immer länger. Dies ist positiv. Es bedeutet aber gleichzeitig auch längere Behandlungszeiten und teurere Behandlung - insbesondere im Alter. Eine steigendende Lebenserwartung führt zu höheren Beiträgen.
  • Ein weiterer Auslöser für Beitragserhöhungen sind die dauerhaft niedrigen Zinsen in Deutschland. Diese führen dazu, dass die Krankenversicherer mehr Geld zurücklegen müssen, um im Alter die Beiträge stabil halten zu können. Wo kommt das zusätzlich benötigte Geld her? Dieses Geld bezahlt natürlich der Kunde über Beitragserhöhungen.

Dies sind vereinfacht dargestellt die wichtigsten Punkte, warum Krankenversicherungen immer teurer und teurer werden. Ein Ende der Preiserhöhungen ist nicht absehbar.

Es gibt dazu aber noch folgenden Punkt, der besonders in Krankenzusatzversicherungen immer häufiger vorkommt. Dies betrifft hauptsächliche Zahnzusatzversicherungen, Heilpraktikerzusatzversicherungen aber auch Krankenhauszusatzversicherungen.

Alterungsrückstellung (Kapitaldeckung)

In diesen Zusatzversicherungen gibt es Tarife mit und ohne Alterungsrückstellung (manche Versicherer nennen es auch Kapitaldeckung).

Wenn ein Krankenversicherer besonders günstige Angebote machen will, um möglichst viele neue Kunden anzulocken, kann er einen Tarif ohne Kapitaldeckung anbieten. Diese Tarife sind zu Beginn sehr günstig, steigen aber mit zunehmendem Alter an.

Natürlich kann die Versicherung auch einen Tarif mit Kapitaldeckung anbieten. Dann liegt der Beitrag für die Krankenzusatzversicherung viel höher. Aber dadurch wird ein Teil des Beitrags von der Versicherung zurückgelegt und verzinslich angelegt. Im Alter, wenn man die Versicherung statistisch gesehen viel häufiger nutzt, also höhere Kosten verursacht, steht dann bereits Geld zur Verfügung. Dies führt dazu, dass diese Tarife mit Kapitaldeckung relativ stabil kalkuliert wird, also keine Preiserhöhungen auf Grund des zunehmenden Alters haben.

Als Kunde steht man also vor der Wahl: Möchte ich einen besonders preiswerten Tarif abschließen, der dann im Laufe der Zeit deutlich teurer wird? Dann muss man einen Tarif ohne Kapitaldeckung (ohne Alterungsrückstellung) wählen.

Oder möchte ich einen Tarif abschließen, der relativ stabil bleibt aber zu Beginn dafür deutlich teurer ist? Dann muss man einen Tarif mit Kapitaldeckung (mit Alterungsrückstellung) wählen.

Welche Variante dauerhaft besser und günstiger ist, kann man pauschal gar nicht sagen. Hierzu müsste man mit einkalkulieren können, wie lange man lebt.

Was aber klar ist:

  • Bei Zahnzusatzversicherungen sind inzwischen die meisten sehr guten Tarife ohne Kapitaldeckung kalkuliert. Daher kann man hier in erster Linie danach auswählen, welche Leistungen man wünscht.
  • Bei Heilpraktikerzusatzversicherungen sind die besten Tarife ebenfalls meistens ohne Kapitaldeckung. Hier gilt also das gleiche.
  • Bei Krankenhauszusatzversicherungen hingegen muss man auswählen, welche Variante man möchte. Wenn man aber als Student, Berufseinsteiger oder kleiner Selbständiger die Ausgaben möglichst niedrig halten muss, sollte man die Krankenhauszusatzversicherung ohne Kapitaldeckung abschließen. Wenn man finanziell gut zurecht kommt und dauerhaft in Deutschland leben will, dann sollte man die Variante mit Kapitaldeckung wählen, um die Beiträge auch im Alter leichter bezahlen zu können.

Preiserhöhungen auf Grund der medizinischen Inflation wird es ja zusätzlich in beiden Varianten geben.

Macht ein Wechsel der Versicherung Sinn?

Auch wenn jede Preiserhöhung ärgerlich ist: Ein Wechsel auf Grund der Beitragserhöhung macht keinen Sinn. Alle Krankenversicherungen werden im Laufe der Jahre teurer.

Allerdings kann man die Beitragserhöhung zum Anlass nehmen, um die Krankenversicherung generell einmal überprüfen zu lassen. Hat man den richtigen Tarif bei einer guten Versicherungsgesellschaft abgeschlossen oder gibt es möglicherweise gravierende Haken, so dass man entweder den Tarif oder die Versicherungsgesellschaft wechseln sollte?

Ich ärgere mich übrigens auch jedes Jahr über die Beitragserhöhung der Krankenversicherung. Allerdings lässt sich diese leider auch in Zukunft nicht vermeiden. Es hilft daher nur, im Laufe der Jahre mehr zu verdienen.

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